Mein Weg zur Doula
Mit der Geburt unserer Tochter im Januar 2024 hat alles begonnen – wobei das nicht ganz stimmt, denn angefangen hat es schon in der Schwangerschaft. Noch nie in meinem Leben habe ich für etwas so gebrannt, wie für die Themen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett!
Während der gesamten Schwangerschaft habe ich viele Stunden damit verbracht intensiv zu recherchieren, viele Bücher zu lesen, mich psychisch und körperlich auf die Geburt vorzubereiten, Pläne zu erstellen und zeichnen für die erste Zeit im Wochenbett, ganz viel Psychohygiene zu betreiben, leckere Gerichte für die Wochenbettzeit vorkochen und Aufklärungsarbeit im Freundes- und Bekanntenkreis zu leisten – und so ganz nebenbei ist auch noch ein kleines Menschlein in mir gewachsen.
Nach den ersten drei Monaten, in denen ich ziemlich schlapp und energielos war, war ich im zweiten Trimester kaum mehr zu bremsen! Diese antreibende Energie hielt bis kurz vor der Geburt an. Dank unserer wunderbaren Doula Angela Stocker, wurde ich gut mit spannenden Büchern, Insights und Instagram-Profilen versorgt, sodass ich immer mehr Einblicke in die Geburtshelfer-Bubble bekam. Am meisten Eindruck hinterliessen bei mir die Videos von Frauen, die ihre Babys im Stehen und lauthals brüllend oder im Vierfüsslerstand und ganz still bekommen haben. Die überwältigende Freude aller Beteiligten rührte mich oft zu Tränen. Das Wissen welches mir die vielen ausgewählten Bücher vermittelten, resonierte wahnsinnig mit mir. Meine positive Grundhaltung der Geburt gegenüber wurde so mit jedem Tag stärker, ebenso wie das Bewusstsein, dass das Wissen, wie dieses Kind auf die Welt kommt, dieses uralte Wissen tief in meinem Körper verankert ist. Meine “einzige” Aufgabe ist es, meinen Kopf zum Stillschweigen zu bringen. Diese Erkenntnis hat mich tief berührt und zugleich sehr traurig gemacht.
With women, not the system
Die Verbindung und damit das Urvertrauen zu unserem Körper, zum Wissen, dass darin gespeichert ist, wurde über eine lange Zeit systematisch kaputt gemacht und Frauen absichtlich in die Unsicherheit getrieben. Diese heilige Bande wurde über Jahrhunderte schlecht gemacht und abgewertet, den Frauen wurde die Kompetenz abgesprochen, Kinder alleine zu gebären. Und ich meine damit nicht, alleine abgeschottet irgendwo draussen in der Natur, sondern alleine im Sinn von “ohne medizinische Hilfe”. Denn eine Geburt ist ein natürliches Ereignis und im Normalfall kein medizinischer Notfall, wie man immer meinen könnte. Und weil Frauen so lange willentlich und vorsätzlich von ihrer inneren Natur abgeschnitten wurden und immer noch werden, haben viele Frauen Angst vor der Geburt ihrer Kinder. Denn anders kann das System ja nicht profitieren, oder? Und diese Erkenntnis wiederum hat mich schockiert!
Meine von Grundweg positive Einstellung der Geburt gegenüber hat mich darin bestärkt, dass ich dieses Urvertrauen den Frauen zurückgeben will. Ich bin davon überzeugt, dass jede Frau dieses Vertrauen irgendwo in sich hat, vielleicht tief vergraben, vielleicht nur ein bisschen unter der Oberfläche – aber es ist immer da. Das ist unsere Superkraft, unsere Superpower, Leben schenken, Kinder gebären, das können nur wir!
Die Geburt und was danach kam
Und dann kam mein Schlüsselmoment, auf den ich 10 Monate hingearbeitet habe und den ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht so vorgestellt hätte!
Die Geburt unserer Tochter war DAS krasseste, was ich je erlebt habe. Nicht, weil ich unter Schmerzen geschrien und gepresst habe, nein. Diese Geburt war genau so, wie ich sie mir gewünscht habe. Mit meinem Mann und unserer Doula an meiner Seite konnte ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, zu gebären. Ich war ganz bei mir, an meinem sicheren Ort, den ich mir über Wochen mit Hilfe von Meditationen aufgebaut habe. Ich war Eins mit meinem Körper, spürte die Wellen kommen und gehen, ich spürte meine Tochter genau, war mit ihr im Kontakt und wusste, gemeinsam schaffen wir das. Und wie wir das haben! In Rekordzeit kam die kleine Maus auf die Welt und rate mal wie? Ich war im Vierfüsslerstand und ganz ruhig, nur die kleine Maus hat sich bereits gemeldet, als gerade mal ihr Köpfchen raus schaute.
Und mit dieser wunderschönen, kraftvollen Geburt kamen die immensen Veränderungen in meinem Privatleben. Klar, du schläfst nicht mehr 8 Stunden am Stück durch, wechselst mehr Windeln als du zählen kannst, und das mit dem Stillen muss doch auch irgendwie klappen, oder? Aber nicht nur das, die Veränderungen schwappten auf jeden Lebensbereich über. Ganz langsam, zuerst, kaum merklich, aber irgendwann kannst du die Fragen zu deiner beruflichen Zukunft nicht mehr ausblenden.
Immer mehr Mühe bereitete es mir, mich wieder zurück in der “normalen” Arbeitswelt vorzustellen. Zurück an einem Arbeitsplatz bei dem ich 8 Stunden oder mehr meiner wertvollen Zeit für irgendwelche Unternehmen (no hate!) verschwende. Mich abgekapselt und unglaubwürdig fühle, während ich tolle Pressemitteilungen verfasse, die die Welt kein Stückchen besser machen.
Mehr Liebe für die Welt
In diesem Jahr habe ich mehr als jemals zuvor gespürt, dass ich wieder mehr mit Menschen zusammenarbeiten möchte. Hier liegt eine meiner grossen Stärken als feinfühliger Mensch. Aber nicht nur, ich möchte mit Menschen und der Natur zusammenarbeiten und eine sinnstiftende Arbeit haben. Ich möchte die Kraft und Energie von Mutter Erde wieder vermehrt in meinem Leben haben, nicht nur im Privaten. Ich möchte Liebe in die Welt tragen, denn sie braucht es so dringend! Ich möchte Frauen ermutigen, bestärken und halten, ich möchte den Start ins Leben dieser kleinen Menschen begleiten und wo ich kann, helfen. Als Doula kann ich all das und noch mehr!
Als Doula arbeite ich mit Menschen zusammen, die an einem Wendepunkt stehen, ich darf sie begleiten und tragen. Ich bin ganz nah dran, am täglichen Wunder der Geburt, dem Beginn eines neuen Lebens, am Zyklus und der Kraft der Natur. Und was kann sinnstiftender sein, als werdende Mütter und Väter zu begleiten, sie zu halten und unterstützen? Wo kann ich mehr bewegen als Frauen darin zu bestärken, dass sie die Kraft und das Wissen der Geburt in sich tragen?
Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Doula-Karriere, aber ich spüre ganz klar, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und ja, ich bin mir sicher, dass ich einiges, was ich heute hier schreibe, in ein paar Jahren anders sehen werde. Denn dann werde ich bereits einige Geburtsbegleitungen hinter mir haben und mit der harten Realität da draussen konfrontiert worden sein. Aber bis dahin bleibe ich positiv-realistisch eingestellt, denn Pessimisten gibt es schon genug!
Mein Ausbildungsweg zur Doula führt mich nun für ein Jahr jeweils ein Wochenende nach St. Gallen. Wo ich gemeinsam mit anderen tollen Frauen meinen Doula-Rucksack prall füllen werde, um bald die ersten Frauen und Paare begleiten zu können. Ich freue mich sehr darauf mein Wissen zu vertiefen und noch mehr über diese spannende Welt zu erfahren. Falls du aktuell schwanger bist und dir eine Geburtsbegleitung mit mir vorstellen kannst, dann melde dich ungeniert für ein Kennenlerntreffen oder -telefon – Ich würde mich sehr darüber freuen!
Alles Liebe,
Jacky Balzli
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